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In der Nacht hat es begonnen zu regnen. Als ich morgens erwache, hat es noch nicht aufgehört. Ich habe also keine große Eile, das Frühstück zu verlassen. Als es dann aber soweit ist, tröpfelt es nur noch und schließlich versiegt der Regen ganz. Damaris und Helmut kennen einen kürzeren Weg zum Rhein als mein Navi und Helmut fährt das kurze Stück zum Deich mit dem Auto voraus. Mein Navi behält aber Recht, denn es kennt offensichtlich auch die Bodenbeschaffenheit des »Radweges« und empfiehlt eine andere Route. Wer einen Radweg mit scharfen, groben Schiefersplittern abdecken lässt, steht sich vermutlich mit dem örtlichen Raddecken-Händler nahe. Bei nächster Gelegenheit verlasse ich das Gehoppel und folge brav meinem Navi, das einen Weg am Fuß der Weinhänge anzeigt.

Begrüßung der Friedensfahrt durch die Guttempler aus Bruchmühlbach-Miesau in Homburg

In Worms verlasse ich den Rheinradweg und folge für kurze Zeit dessen Nebenfluss Pfrimm, bevor ich ins Tal des Eisbaches wechsle. Es geht in den Pfälzer Wald und da sind Strecken neben Flüssen und Bächen zunächst steigungsarm. In dieser Gegend enden die meisten Orte auf »Heim«. Bei jeder weiteren Ortschaft, die ich durchfahre steht immer Worms als »Vorname« dabei und ich beginne mich zu fragen, ob ich den Ort je verlassen werde. 

Zwischen Pfeddernheim und Heppenheim ist der Radweg für kurze 100 Meter unbefestigt. Die haben es aber in sich, denn der mergelige Boden ist durch den vergangenen Regen so aufgeweicht, dass mein Rad darin versinkt und ich es, wie auf Schmierseife gehend, kaum vorwärts schieben kann. Düstere Fantasien beginnen sich vor meinem inneren Auge zu bilden, in denen Radwegdeklarierer, empfindliche Körperstellen und glühende Fahrradspeichen eine Rolle spielen – aber ach, die sind auch nicht zielführend. Bei nächster Gelegenheit muss ich mein Rad am Eisbach von dicken Kluten befreien, die es sich zwischen Reifen und Schutzblech bequem gemacht haben und beim Fahren hässliche Geräusche erzeugen.

Die pfälzischen Ortschaften Obrigheim und Eisenberg erinnern mich an Franz-Josef Degenhardts Lied »Deutscher Sonntag«, weil sie so steril aufgeräumt wie menschenleer daliegen. Textstellen vom Blubbern dicker Soßen – »da hockt die ganze Stadt und mampft« kommen darin vor und das Fazit: »Da frier' ich vor Gemütlichkeit«.

In Ramsen hat ein Verein von Liebhabern kleiner Schmalspurbahnen die Stumpfwaldbahn wieder hergerichtet. Ihre Gleise laufen eine ganze Weile neben dem Radweg her, der sich aufgrund des Regens auch eher als nasser Schwamm beschreiben lässt. Nur quälend langsam komme ich darin voran und auch der Dreck beginnt sich wieder am Rad zu sammeln. Wer einen baumwurzeldurchsetzten Schlammweg zum Radweg erklärt, sollte ihn zur Strafe täglich dreimal befahren müssen. Bei Steigungen geht gar nichts mehr und so wird meine Friedensfahrt zum Friedensmarsch. Zu allem Übel verliere ich auch noch die Radwegbeschilderung aus den Augen, so dass ich nach einer Stunde Pfälzerwaldspaziergang wieder an einer Stelle lande, wo ich heute schon gewesen bin.

Inzwischen ist es 16 Uhr geworden und es sind noch fast 60 Kilometer zu fahren. Die Gemeinschaft »Glantal« aus Bruchmühlbach-Miesau (Rheinland-Pfalz) erwartet mich um 18 Uhr vor der Jugendherberge in Homburg (Saarland). Das ist nicht zu schaffen und darum breche ich das Experiment »Rheinland-Pfälzische Radwege« entnervt ab und lege den Rest der Strecke mit dem Zug zurück. Dabei stelle ich fest, dass auch Bruchmühlbach-Miesau einen Bahnhof hat. Von der kleinen Gemeinschaft sind zwei Drittel ihrer Mitglieder zur Stelle und wir tauschen Grüße und Mitbringsel aus. Beim Abendessen in der Jugendherberge reden wir über die Schwierigkeiten von Guttempler-Gemeinschaften auf dem Land, neue Mitglieder zu werben, wo sich niemand vor seinen Nachbarn als Hilfesuchender zu erkennen geben möchte. Schnelle Lösungen fallen mir dazu auch nicht ein, hier hilft wohl nur, ganz dicke Bretter zu bohren und jährlich regelmäßig bei kommunalen Ereignissen Präsenz zu zeigen, was dann erst nach fünf Jahren zu ersten zögerlichen Besuchen führen mag. Morgen fahre ich mit zwei Begleitern nach Saarbrücken.

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