Strahlend blauer Himmel leuchtet durchs Fenster hinein, als ich in meinem Bassumer Quartier erwache. Das erhöht die Vorfreude auf die heutige Etappe, die mit avisierten 77 Kilometern wieder eine der längeren sein wird. Klaus besorgt Brötchen, während ich die aktuellen, zugesandten Presseberichte in die Website aufnehme. Um 9 Uhr treffen wir Heinz, Marianne und Rudolf von den Syker Guttemplern vorm Bassumer Guttemplerhaus, die uns heute ein Stück begleiten wollen.

Abschied von den Syker Friedensfahrern in Aldorf

Das Haus ist noch ruhig, außer Iris' Mann Manfred schlafen alle, als ich erwache und mich an den Bericht über den gestrigen Tag mache. Gestern beschloss ich, lieber eine Nacht über das Erlebte zu schlafen, bevor ich beginne es zu beschreiben. Nach und nach trudeln Mitfahrer und Gastgeber ein, und als ich meinen Bericht fertiggestellt habe, ist auch der Frühstückstisch gedeckt.

Ankunft der Friedensfahrt in HarpstedtAnkunft der Friedensfahrt in Bassum

Weiß-blau wie die IOGT-Fahne ist der Himmel über Osterholz-Scharmbeck, als wir uns zur Abfahrt vorm Guttemplerhaus treffen. Die Presse hält unseren Aufbruch fest, als Dietmar und ich von fünf ortsansässigen Guttemplern zum Stadtrand begleitet werden. Ein strammer Westwind sagt uns heute gleich, wo's langgeht und wo besser nicht. Wir folgen auf der Geestkante dem Moorflüsschen Hamme Richtung Bremen, das über die Lesum in die Weser fließt. Dietmar wundert sich über die »Bergstrecken« in Bremen, die wie überall in Norddeutschland, wo mal kleine Hügel aus der Ebene hervorragen, »Schweiz« genannt werden.

Ankunft der Friedensfahrt in Bremen-VegesackAnkunft der Friedensfahrt in Oldenburg

Von glucksenden Geräuschen unter meinem Kopfkissen erwache ich heute, was die morgendliche Desorientierungsphase (»Wo bin ich? Wer bin ich?«) nur noch mehr verlängert. Bremen, Weser, Boot, fällt es mir wieder ein. Freund Harald hatte sich vor einigen Jahren seinen Traum erfüllt und ein Boot erstanden, dass er »Drøm« getauft hat, um damit einmal in seinen Lieblingshafen auf der dänischen Insel Fanø einzulaufen. Als gebürtiger Bremer habe ich noch nie in der Innenstadt auf der Weser übernachtet und mit seinem extravaganten Schlafplatz-Angebot hat er mir eine besondere Freude bereitet. Ich befinde mich Auge in Auge mit dem Alkoholkapital – auf dem gegenüber liegenden Ufer befindet sich Bremens größte Brauerei, die mittlerweile genau dem US-Multi gehört, der seine Lobbymacht dazu missbraucht hat, Brasilien zum Alkoholausschank in Stadien während der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft zu zwingen.

Ankunft der Guttempler-Friedensfahrt in Osterholz-Scharmbeck