Heute ist frühes Aufstehen angesagt, denn zum einen werden wir in Gießen pünktlich zum Jubiläumsfest der Gemeinschaft »Wieseckaue« erwartet, die dort ihr 30-jähriges Bestehen feiern wird, zum anderen befindet sich auf unserem Weg der Vogelsberg, der mit über 700 Metern nicht nur Bremen von Basel trennt – sein Massiv bildet die Wasserscheide Weser-Rhein – sondern auch die Friedensfahrer von ihrem heutigen Ziel.

Begrüßung durch die Guttempler in Gießen-Wieseck

Monty Pythons »Bicycle Repair Man« ist gerade nicht zur Stelle, darum ist heute Vormittag die Wartung des treuen Reisegefährts meine Aufgabe. Gestern habe ich bei einem örtlichen Fahrradhändler neue Bremsbacken erstanden, doch bevor ich sie anbringe, kann das ganze Rad erst einmal eine Säuberung vertragen. Kurz vor Zwei bin ich abfahrbereit und pünktlich dazu setzt auch wieder einer der heute gehäuft auftretenden Regenschauer ein. Den heftigeren Teil davon warte ich noch ab, bevor ich mich auf den Weg zur Guttempler-Suchtfachklinik Mahlertshof mache, von wo aus die heutige Etappe startet.

 Ankunft der Friedensfahrt in der Fachklinik Schloss Mackenzell

Heute dürfen Ronald und ich ausschlafen. Wir wohnen bei Eberhard Dietz in Hünfeld, von wo aus wir die beiden Guttempler-Fachkliniken in Burghaun und Mackenzell besuchen werden. Eberhard hat sich uns als hiesiger »KBA« vorgestellt, was nach ABV klingt, aber schlicht Kreisbeauftragter meint. Drollige Abkürzungen nutzen die Guttempler bisweilen. Seine Aufgabe ist es, die Angebote der Guttempler in Nordosthessen zu koordinieren und sein betreutes Gebiet reicht von hier bis Kassel. Gegen Mittag machen sich Ronald und ich uns ohne unser Gepäck auf den Weg zur nur 10 Kilometer entfernten, aber 200 Meter höher gelegenen Männerfachklinik der Guttempler, dem Mahlertshof.

Ankunft der Friedensfahrer in der Fachklinik Mahlertshof

Friedlich liegt Höchheim im Sonntagsschlaf, während Andreas Frühstück zubereitet, damit Ronald und ich rechtzeitig nach Hessen aufbrechen können. Der hessische Radroutenplaner hat einen Weg mit geringen Steigungen nach Hünfeld herausgefunden, doch durch die Rhön müssen wir auf jeden Fall bis 800 Meter hoch. Die Gegend ist so unzugänglich, dass auch keine Bahnlinie für den Notfall in der Nähe wäre, und so stehen die 90 Kilometer heute in ganzer Pracht vor uns.

Friedensfahrer Ronald Spahr, Hamburg, auf dem Weg durch die Rhön.