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Zum zweiten Mal wache ich über Frankfurts Dächern im Reinhold-Kobelt-Haus der hessischen Guttempler auf. Ein kurzes Frühstück bei Sylvia und Andreas Heimann, denn vor dem Haus ist der nächste Friedensfahrer Christian Bölckow bereits eingetroffen. Ein letztes Mal wird der Navi mit der Route gefüttert, die am Sonntag bereits erarbeitet wurde, weil die Friedensfahrt heute dem Höchster Kreisstadt-Lauf – einem Volkslauf zugunsten behinderter Kinder – entgegenfährt. Ein letztes Mal dies, ein letztes Mal das, könnte ich heute den ganzen Tag über schreiben, denn mit dieser Etappe wird nach 68 Tagen der Guttempler-Kongress in Hofheim erreicht.

Ankunft der Guttempler-Friedensfahrt am Guttempler-Kongress in Hofheim

Beim Ladevorgang fällt mein Blick auf ein einsam herum liegendes Buch im Guttemplerhaus-Eingangsbereich: »Gib mir mein Rad zurück« von Rudi Carell. Mit dieser Aufforderung trete ich vors Haus, denn Heimanns haben mein Fahrrad sicher in ihrem Keller verwahrt. Draußen wartet bereits ein Kamerateam für die abendliche Hessenschau, das eigentlich erst in Hofheim erwartet wurde. Nach dem Interview stelle ich für mich fest, dass ich für Morgen-Shows nicht geeignet bin. Das Team folgt uns aber noch bis zur Friedensbrücke und erwartet uns dann später tatsächlich auch in Hofheim, so dass dann abends doch noch ein ordentlicher Bericht gesendet werden kann.

An der Friedensbrücke in Frankfurt treffen wir Ulrike und Dietmar Klahn, Annegret und Joachim Becker, Charly Nickel, Kai-Uwe Hünecke und Wilfried Brand aus Niedersachsen, Antje Klahn aus Schleswig-Holstein, Christian Bahr aus Berlin und Detlef Dejon auis Hessen. Am Südufer des Mains folgen wir dem Fluss abwärts Richtung Westen bis Höchst, wo wir ihn überqueren und auf die ersten Absperrungen des Volkslaufs stoßen. Vor Zeilsheim begegnen uns dann auch schon die ersten Läufer und wir folgen den Empfehlungen der Polizei, einen kleinen Umweg über Sindlingen zu fahren, damit wir nicht dem Hauptfeld der erwarteten Läufer in die Quere kommen.

Günter Dahlhaus stößt an der S-Bahn-Station Farbwerke zu uns und in Kriftel erwartet uns Dieter Hochheimer. Insgesamt sind wir nun also 14 Friedensfahrer, die als Fahrer der letzten Etappe in die Historie eingehen werden. Durch die Ortsschild-Fotos der letzten Wochen inspiriert haben die Hessen ein eigenes gelbes Schild kreiert, mit dem sie das offizielle vorübergehend ersetzen und das auf Hofheim als Austragungsort des diesjährigen Kongresses hinweist. Hier stehen wir alle noch einmal zum Gruppenfoto bereit, während sich vor der Stadthalle die bereits angereisten Besucher versammeln.

Unter großem Beifall fahren wir die letzten Meter auf den Chinonplatz ein und drehen noch einige Ehrenrunden für die Anwesenden und das HR-Kamerateam. Bundesvorsitzender Helmut Krethe, Landesvorsitzender Horst Wassum und ein Stadtrat von Hofheim begrüßen uns offiziell und heißen uns in Hofheim willkommen. Die hessischen Guttempler haben im Foyer der Stadthalle die Presseartikel zur Friedensfahrt ausgestellt, die eine beeindruckend lange Wand ergeben. Auch die Eröffnungsfotos des täglichen Fahrtenschreibers haben sie liebevoll zu einer Collage im ersten Stock zusammengestellt.

In dieser Ansicht vereint wird noch einmal deutlich, wie viele Guttempler sich an dieser Aktion in den vergangenen zwei Monaten beteiligt haben. Im Fahrtenbuch finden sich über 1000 Unterschriften von Gastgebern, Fahrern und Gästen. Im Schnitt wurden die Friedensfahrer täglich von 16 Guttemplern begrüßt. Insgesamt 205 Teilnehmer sind kürzere oder längere Strecken mitgefahren, darunter Mitglieder und Freunde von zahlreichen Guttempler-Gemeinschaften, Angehörige sowie Patienten von Suchtkliniken. Durch sie erhöhen sich meine 3723 mit dem Rad zurückgelegten Kilometer auf stolze 11.060. Die längste Etappe führte am 1. Mai über 118 Kilometer von Zweibrücken durch Frankreich nach Karlsruhe, die kürzeste am 20. Mai von Alsbach-Hähnlein in den Nachbarort Bickenbach.

Für Freunde von Listen hier die Top Ten des Fahrerfelds:

Nr.NameKilometerTagesschnitt
1 Frank Lindemann
Mecklenburg-Vorpommern
3723 55
2 Dietmar Klahn
Niedersachsen
917 51
3 Christian Bölckow
Mecklenburg-Vorpommern
480 44
4 Kirsten Glasmacher
Nordrhein-Westfalen
355 59
5 Ronald Spahr
Hamburg
226 57
6 Alex Klee
Schweiz
171 43
6 Angie Stich
Schweiz
171 43
8 Wilfried Brand
Niedersachsen
152 38
9 Peter Lübker
Schleswig-Holstein
119 40
10 Beate, Cara und Mika Sieg
Nordrhein-Westfalen
87 43

55 Presseartikel haben bisher unsere Website erreicht und drei Fernsehberichte wurden zur Tour gedreht. Am Abend sendet die Hessenschau einen knapp dreiminütigen Bericht über Friedensfahrt und Jubiläumskongress, in dem auch Barbara Rexroth von den hessischen Guttemplern interviewt und sogar die Guttempler-Szene aus Astrid Lindgrens »Michel aus Lönneberga«-Verfilmung gewürdigt wird.

Auf diese gemeinsam erbrachte Leistung können wir Guttempler ganz schön stolz sein und ich bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben. Normalerweise endet dieser Bericht mit dem Hinweis auf das nächste Ziel und es wäre unbefriedigend, wenn hier nichts mehr stünde. Darum schlage ich vor, die Friedensfahrt im nächsten Jahr fortzusetzen, und zwar von Hofheim zum nächsten Kongressort Nürtingen. Dazu müssten wir an Rhein und Neckar aufwärts rund 250 Kilometer bewältigen. Den Umstand, dass es entlang der Route kaum Guttempler gibt, könnten wir dann gleich zur Erledigung der Aufgabe nutzen, weiße Flecken auf der Guttempler-Landkarte zu besetzen und uns und unsere Arbeit durch die Fahrer präsentieren lassen.

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