Nach dem Frühstück mit FORUT-Mitglied Dieter Billwitz, der noch einen legendären EGTYF-Becher besitzt, fahren wir kurz vor elf zur Langener Stadtkirche, wo wir Heidi Bickel, Bodo Bobsin, Helga und Adi Lesky von den beiden Langener Gemeinschaften treffen – die beiden erstgenannten zum Abschied, die anderen zur Mitfahrt. Adi kennt alle Radwege der Gegend und lotst uns über verschlungene Pfade nach Dreieichenhain, wo sich die Burg Hayn befindet.
Die Etappe von Langen nach Rodgau beträgt heute nur 19 Kilometer und die einzige Anstrengung besteht darin, die Fahrzeit auf vier Stunden zu strecken. Darum lassen wir uns viel Zeit für den kleinen malerischen Fachwerkort mit Burgruine und Stadtmauerresten. Drei Eichen habe ich keine gesehen, dafür wachsen jede Menge Rosen an der Burg, was mir als angemessener Ersatz auch genügt. Die Serviertochter in der Eisdiele ist gut gelaunt und vertreibt uns die Zeit mit frechen Sprüchen, während sich die gesamte männliche Einwohnerschaft um uns herum zu versammeln scheint – sie wirkt fortgeschickt, damit sich ihre Frauen zu Hause ein wenig erholen können.
Helga, Adi und Dieter begleiten mich noch bis zu einem Waldrand kurz vor Dietzenbach, bevor sie nach Langen zurückradeln und damit die gleiche Fahrstrecke bewältigen wie ich. Leicht abschüssig verläuft die weitere Strecke für mich und ich bin viel zu schnell vor der Rodgauer Stadtgrenze. Glücklicherweise zeigt mein Navi einen Badesee an, der in Verbindung mit der Mittagssonne zu einem Abstecher lockt.
Doch in der Seehaltung ist man in Hessen offenbar anders drauf als in Mecklenburg: mit hohen Zäunen eingesperrt hat man den armen Kerl, so dass an ein Radabstellen am Ufer und ins Wasser springen gar nicht zu denken ist. Die nördliche Hälfte wird noch von einem Kieswerk bewirtschaftet, während der Badebereich im Süden von einem Freibadbetrieb geregelt wird. Beides eignet sich nicht für meine Absichten, unbeobachtet möchte ich mein Fahrrad samt Gepäck dann lieber nicht zurücklassen. Immerhin erhöht die Seeumrundung mein heutiges Tagespensum.
Um drei erreiche ich Inge und Theo Fecher, die die Gemeinschaften ihres Kreises zum Friedensfahrt-Empfang in den heimischen Garten eingeladen haben. Edgar Emmerich, Kreisbeauftragter, und Willibald Sahm, Urgestein und seit über 40 Jahren Leiter der Gemeinschaft »Lauterborn« heißen mich mit Edith Sahm und Dieter Körtgen in Rodgau willkommen. Abends treffen wir vor dem Rathaus den Pressefotografen, der mein erstes Friedensfahrt-Foto ohne Fahrrad schießt, da wir anschließend mit zwei Autos zur Seligenstadt-Besichtigung fahren.
Dort treffen wir zeitgleich mit einer schwarzen Wolke ein, die, von ordentlichem Wind begleitet, Sandstaub, Sonnenschirme und Cafégäste aufscheucht. Davon unbeeindruckt spazieren wir durch die Anlagen des ehemaligen Benediktinerklosters, in denen lebensgefährliche Kräuter im Apothekergarten wachsen. Am anderen Mainufer wäre ich schon wieder zurück in Bayern, doch ich bleibe jetzt in Hessen bis zum Fahrtende, das bereits in einer Woche in greifbare Nähe rückt. Als auch der Regen eintrifft, sind wir schon im »Ristorante 1744« und lassen es uns dort schmecken. Morgen geht die Fahrt weiter nach Hasselroth.