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Am Hotel Bäuchle hätte Schweriner Guttemplerurgestein Rosi sicher helle Freude. Zum Frühstück – das hier noch serviert wird – versinke ich tief in einem Plüschsofa und werde visuell fast erschlagen von Zierblumen, Puppensammlungen, Souvenirs und undefinierbarem Krimskrams um mich herum. Früh um sieben darf ich schon frühstücken, denn heute liegen 100 Kilometer unbekannten Geländes vor mir. Die Fahrt geht nach Ottobeuren zur südlichsten Guttempler-Gemeinschaft der Republik.

Begrüßung in Ottobeuren durch die Gemeinschaft Günztal

Das zur Aufrechterhaltung der Rheinschiffahrt notwendige Wetter der vergangenen Tage wird hier nicht benötigt und so starte ich bei strahlendem Sonnenschein und folge einer Weile der Brenz an Herbrechtingen vorbei. Zu diesem Ort fallen mir plötzlich Kindheitserzählungen von Herbert Ziegler ein, der auch über seinen alkoholkranken Vater zur Guttempler-Jugend stieß. Vermutlich hat er hier einmal gewohnt.

Nach einigen leichten Steigungen überquere ich die Autobahn A 7, die parallel zu meiner Strecke verläuft. Auf ihr hätte ich also auch seit Flensburg bleiben können, um die nördlichste mit der südlichsten Guttempler-Gemeinschaft zu verbinden. Meine Einreise nach Bayern verläuft unbemerkt, lediglich die blau-weißen Schilder am Eingang von Unterelchingen weisen mich darauf hin, dass ich den Freistaat erreicht haben muss. Der Radroutenplaner Baden-Württemberg ist mit bayerischen Zielen offenbar überfordert gewesen und hat meine Strecke durch ein aktives Kieswerk gelegt. Dies verwerfe ich und verliere einige Zeit in einem Naherholungsgebiet mit zahlreichen Seen, das mich letztlich doch nicht zum nächsten Ort der Route bringt. Also alles zurück und per Zielführung noch einmal durch Unterelchingen hindurch über die Donau auf den richtigen Weg nach Nersingen.

Die Kirchtürme sehen mehr und mehr zwiebelig aus und CSU-Wahlplakate mit Horst Seehofer sind fast schon eine Wohltat gegen die ätzende Flut von AfD-, NPD- und anderen plumpen rechtsradikalen Hetzparolen, die mich bisher in Baden-Württemberg, als Wahlwerbung getarnt, auf die bevorstehenden Europa- und Kommunalwahlen hinwiesen.

»Grüß Gott in Straß« begrüßt mich ein Schild und ich versuche sofort, mir Gott in Strass vorzustellen. Ab hier folge ich dem Rothtal. Eine Menge Hofens und Hausens wechseln einander ab, das Tal ist weit und wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Pfaffenhofen an der Roth erkläre ich zur Mittagspausenstation und nach dem Essen kann ich im T-Shirt weiterfahren, da die Sonne inzwischen auch für Wärme sorgt.

Das Fuggerschloss in Babenhausen sehe ich nur aus der Ferne, da mein Weg den Stadtkern ignoriert. Immerhin bekomme ich hier mit, dass Bayern doch nicht nicht nur aus dem Kreis Neu-Ulm zu bestehen scheint, der sich wie kürzlich Karlsruhe endlos hinzuziehen schien. Ich bin nun also im Unterallgäu, das für mich schon alpin klingt und wie zur Bestätigung sind im fernen Dunst auch die ersten Alpengipfel erkennbar. Über einen unmerklichen Hügel bin ich nun auch schon ins Günztal gelangt, das der Gemeinschaft in Ottobeuren den Namen verleiht.

Die Route führt mich nun fast 10 Kilometer lang über unbefestigte Feldwege. Da es gestern und heute trocken blieb, gehe ich das Risiko ein und folge ihnen, solange sie immerhin sichtbar sind. Einem Ackerrain schließlich verweigere ich mich wieder und suche sichereren Fahruntergrund auf. Nach einem kurzen Anstieg hinter Hawangen liegt dann nach 111 Kilometern Ottobeuren vor mir, weithin an der markanten Basilika der Benediktinerabtei erkennbar.

Ich habe noch eine Stunde Zeit bis zum Treffen mit der Gemeinschaft, doch vor der Basilika fängt mich bereits Gertrud Freymann ab, die mich in Memmingen abholen kommen wollte. Zu ihrem Glück bin ich schon am Ziel, denn Memmingen lag heute gar nicht auf meinem Weg. Auch Ulm habe ich nur »um Ulm herum« gestreift. Gertrud führt mich zum Tagungsort ihrer Gemeinschaft, die eigens ein großes Willkommenstransparent aufgestellt hat.

Meine Hypothese, dass die Begeisterung für die Friedensfahrt mit zunehmender Entfernung von Flensburg abnähme, wird hier eindeutig widerlegt. Sieben der zehn Gemeinschaftsmitglieder haben sich zusammengefunden, darunter auch Christine Schiebel, Gründungsmitglied der vor über 20 Jahren von Heidenheim über Memmingen hier entstandenen Gemeinschaft. Fast alle sind von woanders her im Laufe der Zeit hierher gezogen und Siegfried Schorer behauptet als Einheimischer, sie heute immer noch nicht richtig verstehen zu können. Der Sprachraum hat in der Tat gewechselt, hier wird Ei Oa ausgesprochen, aber einen Übersetzer benötige ich dank der multikulturellen Zusammensetzung der Gemeinschaft (unter anderem aus Hessen und Berlin) immer noch nicht.

Von der Memminger Presse ist eine Reporterin zur Stelle und später kommt noch Allgäu-TV hinzu, das etliche Filmszenen des Empfangs dreht, Brigitte Schorer, die Leiterin der Gemeinschaft und mich interviewt, dazu aber auch bei Kaffee und Kuchen verweilt, so dass die Stärkung nicht zu kurz kommt. Ich erfahre aus erster Hand, wie es zur Gründung der Gemeinschaft in diesem guttemplerfernen Landstrich gekommen ist und bekomme zur Brotzeit Weißwürste gereicht, womit die Brotzeit zum Abendessen wird, denn die Würste sind warm. Den süßen Senf dazu finden einige immer noch gewöhnungsbedürftig, aber mir schmeckt's.

Spät am Abend werden mein Rad und ich nach Markt Rettenbach verfrachtet, was sieben Kilometer über den Guggenberg einspart und ich komme bei Marianne Huhle unter, wo ich mich zunächst einmal um den Bericht vom Vortag kümmere. Morgen geht die Fahrt weiter nach Freising.

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