Strahlendes Ostseewetter begrüßt mich am Morgen und lädt zu einem Umweg übers Holstentor ein, damit es mit dem Friedensfahrrad fotografisch verewigt werden kann. Christian erholt sich von den Strapazen des Vortags im Zug auf einer Teilstrecke, während ich mich auf den Weg nach Neumünster mache, wo ich ihn am Bahnhof treffen werde.

Die ersten 25 Kilometer geht es – für norddeutsche Verhältnisse – ordentlich auf und ab. In Bad Segeberg komme ich in dem Stadtteil mit dem Kalkberg an, in dem die Karl-May-Aufführungen stattfinden. Dort schießt die Straße steil ins Zentrum hinab, was zum Spurhalten zwingt und keine Zeit für Fotos lässt. Ab dem Ortskern wird es zwar flacher, aber Möbel- und Baumärkte geben als Motive auch nicht mehr viel her.

Ich passiere Rickling, vielen norddeutschen Guttemplern als Seminarort vertraut, bevor ich auf der ereignisarmen Strecke Neumünster erreiche. Christian ist bereits eingetroffen und nach einer kurzen Mittagspause brechen wir zu den letzten 20 Kilometern des Tages nach Nortorf auf.

Dort erwarten uns die Guttempler der Gemeinschaft »Frisch auf Nortorf« auf dem Marktplatz mit dem von vielen vorangegangenen Öffentlichkeitsaktionen vertrauten Stand. Mein Aktionswochen-Material benötigen sie nicht, denn sie sind selbst bestens ausgestattet. Leckere Mixgetränke stillen den ersten Durst und zum Pressetermin sind wir wieder frisch dabei.

Die Gemeinschaft hat uns die Unterkunft im Gasthaus »Alter Landkrug« spendiert. Der Gemeinschaftsabend führt heute nach Bordesholm in das Augustinerkloster (Fotos von Inga Hansen), wo wir mit der Funktionsweise von Kirchenorgeln bekannt gemacht werden. Jeder Besucher erhält ein Spielzeug als symbolisches Zeichen für ein Baumerkmal im Kirchenschiff und wir dürfen uns auf die Suche nach Drachen, Löwen, Hirschen und Lilien begeben. Bei dieser spielerischen Erkundung erfahren wir quasi nebenbei, dass eine dänische Königsmutter und ein Zarenvater in den Gewölben bestattet liegen.

Wir dürfen im Chorgestühl Platz nehmen und die verborgenen Stehhilfen ausprobieren, die sich die findigen Mönche zur Erleichterung der vielen täglichen Gebete gönnten. Mit den klanglichen Orgelvariationen des Liedes »Geh aus mein Herz«, vom Kantor intoniert, im Ohr verlassen wir die einstündige Führung, nicht ohne dem freiwilligen Erklärer noch eine Einführung in Aufgaben und Ziele der Guttempler mit auf den Weg zu geben.

Wir kehren zum Abendessen in den Nortorfer Gasthof zurück, wo bei deftigen Bratkartoffeln und Sauerfleisch niemand hungrig zurückbleibt. Wir bedanken uns artig für diese außergewöhnliche Gastfreundschaft und beschließen den Abend mit dem NDR3-Beitrag »Die Deutschen und der Alkohol«, in dem unter anderem Rolf Hüllinghorst im Hamburg-Eppendorfer Guttemplerhaus die Geschichte der Alkohollobby-Einflussnahme auf die frühere Drogenbeauftragte Bätzing zum Besten gibt. Morgen geht es weiter nach Kiel.