Die letzte Etappe in Schleswig-Holstein führt in dessen geografische Mitte nach Nortorf. Von Kiel ist der Ort nur 29 km, also einen Mützenwurf entfernt. Den Vormittag verbringe ich mit meinem »Chef« Axel Herdejürgen vom Guttempler-Webteam, um an der neuen vereinten Website weiter zu arbeiten, auf der alle Landesverbände mit dem Bundesverband unter einem Dach landen wollen. Die Testversion ist bereits online zu sehen und die ersten Kommentare dazu auf Facebook sind überwiegend positiv.

Mittags treffe ich mich mit Peter Lübker am Kieler Guttemplerhaus, dem zweiten Fahrer auf der Strecke nach und durch Hamburg. Er ist Kieler Guttempler und mit dem Fahrrad groß geworden, so dass die zwei Stunden Fahrt nach Nortorf – unterstützt durch leicht abschüssige Route und Rückenwind wie im Flug vergehen.

Guttempler in Nortorf begrüßen Friedensfahrer auf dem Marktplatz

Heute bin ich Celia hinterhergefahren. Sie blieb sehr lange unnahbar und so summte ich währenddessen den alten Simon & Garfunkel-Titel von Cecilia vor mich hin, der Celia am nächsten kam. Celia war blau, doch das hinderte sie keineswegs am verkehrsgerechten Vorankommen. Den Wind von vorn, teilten sich Celia und ich ein gutes Stück den Nord-Ostsee-Kanal, sie auf dem Wasser, ich auf der NOK-Route. Warum der Weg allerdings nach der norwegischen Währung benannt wurde, erschloss sich mir ncht – vielleicht ist ja aber auch nur der Kanal damit gemeint.

Die Friedensfahrt erreicht heute die erste Landeshauptstadt: Kiel. Dort gibt es gleich drei wichtige Guttempler-Einrichtungen, das Guttemplerhaus in der Körnerstraße, in dem sich viele der Kieler Gemeinschaften treffen, das Sozialwerk mit seiner Adaptions- und Übergangseinrichtung für suchtkranke Menschen sowie das Jugendzentrum »Guddytreff«. Zu meinem Glück sind sie alle nah beieinander. Die ersten beiden im gleichen Haus, der Guddytreff keine 100 Meter um die Ecke in der Damperhofstraße.

Am Eingang des Kieler Guttemplerhauses warten bereits die meisten wichtigen Kieler auf mich: Angelika Bähre, die Sucht- und Drogenbeauftragte Schleswig-Holsteins, Jörg Adler vom Paritätischen, Franz-Josef Hecker und Christian Scholz von der Landesstelle für Suchtfragen sowie die Guttempler Dirk Jacobsen (Sozialwerk) und Bernd Nitzsch (Landesvorstand).

Dirk Jacobsen, Bernd Nitsch, Angelika Bähre, Jörg Adler, Christian Scholz und Franz-Josef Hecker beim Friedensfahrt-Empfang vor dem Kieler Guttemplerhaus

Heute ist der 25., der Tag, den IOGT International zum »Orange Day« erklärt hat. Bei 80% aller häuslichen Gewalt, die an Frauen und Mädchen weltweit verübt wird, ist Alkohol im Spiel. Um dagegen ein Zeichen zu setzen, schlägt IOGT International einen alkoholfreien Tag im Monat vor – dadurch würde die Gewalt weltweit schon um 2% abnehmen. Ein kleiner Schritt für eine solch kleine Organisation, wie sie IOGT International auf der Weltbühne darstellt, aber einer mit Symbolwirkung. Zur Freiheit ermuntern – »Inspire Freedom« – nennt IOGT International die Kampagne.

Meine Kleider-Wahl fällt heute darum leicht: orange soll sie sein. Bei der Hose war es nicht so einfach. Orange gekleidet sind nur die Ausübenden von Berufen, die im Straßenverkehr arbeiten und überleben müssen – für eine Aktion mit Symbolcharakter ist mir die Berufskleidung jedoch zu kostspielig. Die Alternative in Kombination mit dem orangen T-Shirt erzeugt zwar Augenkrebs, aber für Außenwirkung in der Öffentlichkeit ist sie sicher ein Hingucker. Leider bleiben die Temparaturen um die 10 Grad, also kein offensives T-Shirt-Wetter.

Orange Day T-Shirt

Auf den Spuren der Guttempler-Geschichte geht die Fahrt heute vom Gründungsort Flensburg ins »Asmussen-Land« nach Nordfriesland, genauer nach Husum, der »Grauen Stadt am Meer« – noch genauer, nach Mildstedt. In diesem Vorort befindet sich Deutschlands erstes Guttempler-Museum, das aber noch genügend Platz für die Gemeinschaft bietet, die sich dort zweimal die Woche trifft.

Ankunft im Guttempler-Museum in Mildstedt