Früher Aufbruch ist in Bonn angesagt, denn heute steht noch ein Museumsbesuch auf dem Programm. Zügig streben wir dem Rhein zu, an dem wir heute den ganzen Tag bleiben werden. Claudia begleitet Kirsten und mich bis nach Remagen, wobei wir an ehemaligen westdeutschen Regierungsgebäuden vorbeikommen, an deren Zäunen einst gerüttelt wurde. Heute möchte dort wohl niemand mehr hinein.

Während wir uns noch fragen, ob wir auf dem Radweg den Bundesland-Wechsel mitbekommen werden, taucht aus dem Nieseldunst schon das Willkommensschild von Rheinland-Pfalz auf. Gut, dass wir diese Richtung gewählt haben, denn auf der Rückseite bleibt NRW unerwähnt. Dazu hätte wohl erst eine länderübergreifende Arbeitsgruppe geschaffen werden müssen …

In Remagen treffen wir an den Resten der alten Rheinbrücke unter anderen auf Barbara Schnierle, früheres Landesvorstandsmitglied der Guttempler in Rheinland-Pfalz sowie Eugen Strohe, der 1945 als Kindersoldat das »Vaterland« an eben dieser Brücke verteidigen musste. Diese Brücke blieb trotz mehrerer Sprengversuche der Deutschen stehen und ermöglichte US-amerikanischen Truppen noch das Erreichen des östlichen Rheinufers, bevor sie einstürzte. Heute ist im Brückenpfeiler ein Friedensmuseum eingerichtet, das ihre Geschichte dolumentiert.

In Kripp essen wir gemeinsam an einer Fährstation mit Blick auf den Rhein zu Mittag, denn das Wetter hat sich über unsere Ankunft in Rheinland-Pfalz nun auch gefreut und zeigt dies mit fast 20 Grad Sonnenschein. Über Andernach, Weißenthurm, am Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich vorbei, liefern wir uns ein Wettrennen mit den rheinaufwärts fahrenden Schiffen, die uns bei unseren Pausen immer wieder einholen und zur Weiterfahrt antreiben. Eins der Schiffe steuert verdächtig nah aufs Ufer zu, es ist dann aber doch eine Hafeneinfahrt, in der wir es wiedersehen, während unser Radweg die Hafenanlagen umrundet.

Die Mosel überqueren wir in Koblenz und rasten am »Deutschen Eck«, auf dem weithin sichtbar ein Monument kaiserdeutschen Größenwahns in Stein errichtet wurde. Wilhelm II., der seinem Großvater den Beinamen »der Große« verpasste und ihm zu Ehren das Reiterstandbild errichten ließ, ermahnt seine Untertanen darauf zu Einigkeit und Treue, damit sein Reich nicht untergehe. Wie wir heute wissen, hat er's gründlich vergeigt und Millionen Menschen Hunger, Elend und Tod im Ersten Weltkrieg beschert.

In Rhens beziehen wir unser Quartier im Roten Ochsen, das uns Ehepaar Schnierle spendiert hat. Eigentlich wollten wir ihre Gemeinschaft im Westerwald besuchen, doch die hat sich rechtzeitig aufgelöst, um uns die Bergtour zu ersparen. Das Programm in Remagen und die Fahrt am Rhein sind eine schöne Alternative gewesen. Morgen fahren wir weiter nach Mainz.